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Jetzt im „Tadah“ Interview

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Über TCM, Kräutertherapien und gesunden Menschenverstand.

Romina Baumann ist TCM-Therapeutin und spricht im grossen Tadah-Interview über Fast Food und Super Food und warum wir unseren Kurkuma Latte – wie übrigens auch der Rest unserer Ernährung – mit gesundem Menschenverstand organisieren sollten.

 

Tadah:

Du bist TCM-Therapeutin. Irgendwie geht man davon aus, dass Du in Dir ruhst.
Ich spüre mich zwar recht gut und merke auch, wenn mein Qi stagniert ist, ich also nicht augeglichen bin. Trotzdem fällt es mir dann manchmal schwer, schnell wieder in die Balance zurückzufinden. Wenn zum Beispiel beide Kinder gleichzeitig etwas von mir wollen, dann ist das für mich oft schwierig. Mir dann selbst noch gerecht zu werden: noch schwieriger.

Nimmst Du Dir denn mit zwei Kleinkindern Zeit für Dich?
Ja, wenn ich arbeite. Das ist für mich wie Ferien. Ich liebe es und bin da total bei der Sache. Hier kann ich zuhören, Tipps geben – ich habe ein Gegenüber, das mir zuhört. Daheim habe ich, seit Nathan 1.5 Jahre alt ist, immer mal wieder die Nähmaschine hervorgeholt und nähe. Oder ich stricke. Kreativität ist mir sehr wichtig, das ist Me-Time für mich.

Ursprünglich hast Du ja eine Ausbildung zur Pharmaassistentin und dann ein Studium in Kunsttheorie absolviert. Wie kam’s, dass aus Dir eine TCM-Therapeutin wurde?
Durch meine eigene TCM-Therapeutin. Sie hat mir von der Ernährungstherapie nach TCM erzählt. Ich wusste bis dahin nicht, dass es in der chinesischen Medizin eine Ernährungslehre gibt, welche nichts mit chinesischem Essen zu tun hat. Ich war geflasht – und eine neue Welt hat sich mir eröffnet.

Inwiefern?
Ich wusste durch meine Ausbildung in der Apotheke wirklich viel über Ernährung. Kannte die klassische Ernährungspyramide – und habe diese immer stark hinterfragt. Wie soll ein einziges System für alle Menschen funktionieren? Dann habe ich gemerkt, dass es in der TCM ganz anders ist. Nämlich individuell. Die TCM ist personenbezogen auf den Menschen und seine Bedürfnisse abgestimmt.

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Also hast Du flugs eine Ausbildung an der TCM-Schule absolviert und Dich da auf Phytotherapie spezialisiert. Was ist das genau?
Erst wollte ich mich auf die Ernährung fokussieren. Ich habe aber gemerkt, dass ich mit meinem bereits vorhandenen Kräuterwissen die Kräuterlehre dazunehmen muss. Das Spannende ist, dass ich diese Phytotherapie zwar nach chinesischer Medizin betreibe, jedoch mit westlichen Kräutern, anstelle chinesischer.

Das heisst?
Ich benutze unsere Kräuter, setze sie aber nach dem Handwerk der TCM ein. Unsere Kräuter sind in der TCM-Literatur eingeteilt, die Disziplin ist aber jünger. Das find ich extrem spannend, denn einerseits liegen mir unsere Kräuter – ich kenne sie im Schlaf. Und es schien mir nur logisch, sie auch zu nutzen. Denn wenn man TCM liest und die Grundstruktur versteht, dann ist es so, dass man sein Klima berücksichtigen muss. So hat es die Natur vorgesehen: Man findet, was man braucht. Es gibt aber schon Felder, in denen die chinesischen Kräuter mehr Erfahrungswerte haben, besser erforscht sind und auch eine stärkere Wirkkraft haben. Kräuter, die beispielsweise die Essenz stärken. Es ist eine sehr alte Wissenschaft. Und bei den westlichen Kräutern wissen wir noch zu wenig hinsichtlich der chinesischen Lehre.

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Die chinesische Ernährungslehre hat eine lange Geschichte und Tradition. Was ist mit der westlichen Tradition?
In den Ursprüngen hat wahrscheinlich jede Küche ihre heilende Wirkung. Es gibt bei unseren traditionellen Gerichten – wie zum Beispiel bei Sauerkraut und Dörrbohnen – vieles, das ernährungswissenschaftlich sehr viel Sinn ergibt. Leider ist über die Industrialisierung und das Schätzen des schnellen Essens vieles verloren gegangen.

 

Man kann heute alles immer und überall kaufen. Das hat sehr viele pathogene Sachen mit sich gebracht.

 

Verdorben durch Fastfood?
So quasi ja. Man kann heute alles immer und überall kaufen. Das hat sehr viele pathogene Sachen mit sich gebracht. Der Zucker- und Weissmehlkonsum ist ins Unermessliche gestiegen. Alles gibt es fertiggekocht und mit vielen Zusatz- und Konservierungsstoffen. Dazu kommt unser doch absurde Milchkonsum. In kaum einem anderen Land wird so viel Kuhmilch konsumiert wie in der Schweiz.

Was ist denn das Problem an Kuhmilch?
Es gibt kein Problem. Sie ist halt bloss für Kälber gemacht und nicht für Menschenkinder. Um was geht es denn bei einer kleinen Babykuh? Sie muss so schnell wie möglich wachsen und Kräfte sammeln, um von Geburt an zu laufen. Bei uns Menschen geht es darum, dass die ganze Energie erstmal in das Gehirn fliesst und sich dieses entwickeln muss. Zudem ist Kuhmilch kühlend und macht Feuchtigkeit im pathogenen Sinn. Das heisst, sie kühlt die Verdauung, diese wird dann eher träge und die Feuchtigkeit belastet dann den ganzen Körper.

Was hat das für Auswirkungen?
Viele Leute sind zum Beispiel dauernd gebläht und empfinden das als normal. Aber das ist es nicht. Viel Kuhmilch- oder Rahmkonsum fördert das. Viele Verdauungsbeschwerden sind auf Kuhmilchkonsum zurückzuführen. Es kommt aber auch ganz klar auf die Konstitution des einzelnen Menschen an. Leute, die zum Beispiel tendenziell eher übergewichtig sind, rate ich die Kuhmilch wirklich ab. Oft sind es auch die Leute, die mir sagen: Ich esse nur Salat und nehme trotzdem nicht ab. Wenn der ganze Körper unterkühlt ist und deswegen alles viel langsamer arbeitet, dann kann das Essen auch nicht richtig verbrennt werden. Sie sollen also wärmer und gekochter essen, dann würden sie auch Gewicht verlieren.

Wie funktioniert denn die TCM-Küche im Allgemeinen?
Die TCM-Küche ist relativ einfach aufgebaut: Man soll saisonal, regional und biologisch kochen. Zudem schaut man auf die Temperaturen von Lebensmittel. Man isst also kein kühlendes Gemüse wie Tomaten oder Gurken im Winter. Das macht Sinn, denn die Tomate ist ja auch ein Gemüse, das im Sommer wächst.

 

Regelmässige Essenszeiten sind sehr wichtig. Das ist aber etwas, was völlig verloren gegangen ist.

 

Ist es denn eine Ernährungsform, die trotz ihrer Individualität auch für Familien geeignet ist?
Theoretisch ist es so, dass alle etwas anderes brauchen würden. Aber es gibt Standardideen, wie man sich ernähren sollte. Kinder haben beispielsweise eine unausgereifte Verdauung. Das heisst sie müssen bekömmlich essen. Unmengen an Humus ist für ein Kind ungeeignet, weil es das sehr schlecht verdauen kann. Und zuviel Rohkost, kalte Fruchtsäfte, oder täglich Joghurt sind für ein Kind nicht gesund, weil alles kalt ist. Grundlegend sagt man, dass Kinder warm essen sollten. Regelmässige Essenszeiten sind ebenfalls sehr wichtig. Das ist aber etwas, was völlig verloren gegangen ist. Man soll nicht dauernd essen und auch nicht unterwegs und in der Hast essen. Das sind Grundideen, die total familientauglich sind.

Trotzdem tönt das alles kompliziert.
Vieles ist wirklich gesunder Menschenverstand. Aber ich gebe meinen Patienten oft Listen mit, auf denen sie sehen, welche Lebensmittel für sie ok sind und welche sie jetzt erstmal weglassen sollen. Dann gibt es auch heilende Nahrungsmittel, für Leute, die beispielsweise einen Blutmangel haben oder aber gerne schwanger werden würden. Dann gilt es natürlich meine therapeutischen Anweisungen zu befolgen. Da sehe ich Nahrungsmittel eigentlich schon als Medizin.

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Funktioniert die TCM-Ernährungstherapie bei allen Patienten?
Das Problem ist, dass die Therapietreue bei den Patienten oft relativ schlecht ist, wenn es um ihre Ernährung geht. Der Leidensdruck muss gross sein, dass man in der Ernährung etwas ändert. In die Akupunktur kommen die Leute gern, da müssen sie nichts tun – also nichts aktiv ändern an ihrem Alltag. Aber prinzipiell würde es bei allen Menschen funktionieren, ja. Es ist aber auch so, dass es Leute gibt, die schneller oder weniger schnell reagieren. Bei Kindern hingegen funktioniert es immer rasch.

Wieso?
Sie sind noch sehr sensibel. Bei den Kindern funktioniert– wenn das Angebot stimmt – der Instinkt sehr gut. Wenn man einem Kind also querbeet alles anbieten würde– ausser zuckerhaltiges, stark gewürztes und sehr fettiges – dann würde es sich nehmen, was es braucht. Es fehlt ihm also nichts, wenn es über eine gewisse Zeit stark Kohlehydrate-lastig isst. Wir überfüttern den Kinderinstinkt oft. Abgewogene Breimengen, und fragwürdige Kindermenüs im Restaurant – da schon verlieren wir das Natürliche.

 

Vor kurzem hatte ich so unglaublich Lust auf Gnocchi mit Gorgonzola – völlig Anti-TCM. Das musste dann sein.

 

Kochst Du streng nach TCM? Oder gibt’s da auch mal eine Ausnahme?
Im ersten Lebensjahr meiner Kinder habe ich streng nach TCM gekocht. Ab dem Alter, ab dem sie zeigen konnten, was sie wollten, durften sie auch wählen. Denn ich finde, sie müssen auch ausprobieren können, und zeigen, worauf sie Lust haben. Das Angebot meinerseits muss aber stimmen. Aber klar, ich muss bei unserem Alltag auch ab und zu Kompromisse eingehen.

Pommes Frittes Ketchup oder in welchem Mass?
Vor kurzem hatte ich so unglaublich Lust auf Gnocchi mit Gorgonzola – völlig Anti-TCM. Das musste dann sein. Eine Ausnahme liegt also durchaus mal drin. Zuhause Pommes gibt’s aber trotzdem nicht. Aber wenn wir mal unterwegs sind, dann kann es durchaus sein. Das dann aber nicht am Nachmittag um 4 Uhr, sondern zu unseren Esszeiten. Wenn sie mit meinem Mann unterwegs sind, gibt’s da aber mal eine Ausnahme – und das ist auch gut, dass sie da ihren Kanal dafür haben.

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Du arbeitest in einer Praxis mit zwei Hebammen, einer Osteopathin, einer Naturheilpraktikerin und einer weiteren TCM-Therapeutin – eine super Kombination. Warum kommen Deine Patientinnen am häufigsten zu Dir?
Ich habe vom Kinderwunsch, über die Geburtsvorbereitung bis hin zum Wochenbett und aber auch dem Leben mit Kind alles quer Beet. Das ist toll. Es gibt aber auch viele Frauen, die nur leichte Symptome haben. Also zum Beispiel Probleme mit der Haut oder PMS-Probleme oder sich ganz einfach sehr für Ernährung interessieren. Und da es heute extrem schwierig ist, den Überblick zu bewahren, versuche ich da zu helfen.

 

Viele dieser Nahrungsmittel sind zwar gut, aber im Überfluss ist auch dieser Superfood gar nicht mehr super.

 

Gutes Thema: Superfood! Was genau ist daran denn wirklich super?
Es gibt da ja jeweils Trends, dann essen alle nur noch Gojibeeren und Humus. Viele dieser Nahrungsmittel sind zwar gut, aber im Überfluss ist auch dieser Superfood gar nicht mehr super. Vor allem Frauen neigen dazu, sich diesen Trends hinzugeben.

Sollten wir Fleisch essen?
Fleisch ist eine Frage der Qualität. Unser Fleischkonsum ist einfach zu extrem. Aber es gibt heute auch eine Gegenbewegung respektive das Bewusstsein ist immer grösser und man hat die Möglichkeit, gesundes Fleisch zu kaufen. Das ist aber auch eine Preisfrage. Eine aber, die sich lohnt. Denn: der Gehalt, die Nährstoffe und somit die Wirkung eines Stück Fleischs, ist viel grösser, wenn das Tier normal hat weiden können. Es braucht aber eben diese Bereitschaft, Geld ausgeben zu wollen, um eine gewisse Qualität an Nahrungsmitteln zu haben.

Du sagtest, viele Frauen kommen auch wegen einem unerfüllten Kinderwunsch zu Dir. Was kann da die TCM tun?
Klar ist, dass man erstmal abklären muss, woran es rein medizinisch liegen könnte. Westliche Diagnosen helfen mir auch in der TCM, die Sache richtig anzugehen und rauszufinden, wo wir dann können wir oft mit der TCM nachhelfen können. Denn vielfach sind Frauen in einem Yang-Mangel und pathogene Feuchtigkeit, haben also viel Kälte in sich. Dann versuche ich zu wärmen und Feuchtigkeit auszuleiten Effektiv mit Wärmelampen, aber auch mit Kräutern und eben mit der Ernährung. Frauen essen oft ganz viele kühlende Joghurts zum Frühstück und zu wenig Gemüse. Dann kommt der Eisenmangel dazu, den viele Frauen haben. Diesen und Weiteres lasse ich oft testen und arbeite dann nicht nur nach TCM sondern ergänze mit Nährstoffen.

Gibt es also den Weg zwischen TCM und der Schulmedizin?
Ja, unbedingt. Es geht sogar super gemeinsam. Ich schrecke nie zurück vor schulmedizinischen Tests. Gerade zum Beispiel bei chronischen Magendarmproblemen ordne ich oft einen Stuhltest an. Die Ansicht: Ich als Therapeut bin die Einzige, die weiss, wie es funktioniert – das ist doch Humbug. Das ist auch nicht zeitgemäss. Die Kombination macht es oft aus. Gerade in der Diagnostik, wo die TCM nur mit äusseren Dingen arbeitet, bin ich sehr froh, um die westliche Medizin.

 

Viele westlichen Mediziner sind heute auch bereit, ihre Patienten weiterzuschicken, wenn sie selbst nicht mehr weiterkommen.

 

Von wegen Humbug: Wirst Du mit Kritik konfrontiert?
Nie. TCM hat einen guten Ruf in der Schweiz – anders als die Homöopathie. Es gibt viel mehr wissenschaftlich fundierte Studien. Man hat super Erfahrungen gemacht. Und es hat deswegen ein hohes Ansehen. Viele westlichen Mediziner sind heute auch bereit, ihre Patienten weiterzuschicken, wenn sie selbst nicht mehr weiterkommen.

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Wenn wir von westlicher Medizin sprechen. Sind Deine Kinder geimpft?
Beschränkt. Aber ja das sind sie. Es ist aber eine riesige Diskussion und ein schwieriges Thema.

Wie ist denn Deine Meinung dazu?
Das Beste für meine Kinder ist nicht unbedingt das Beste für das Volk. Impfen hat Vorteile, aber auch Nachteile, und vieles wissen wir leider auch noch nicht. Fakt ist, das Mehrfachimpfungen oft ein Problem und Trägersubstanzen giftig sind. Fünf Impfstoffe in einem und das für ein zweimonatiges Baby – das finde ich schwierig. Ich habe also erst viel später geimpft und habe mit Kräutermischungen ergänzend behandelt. So können die giftigen Substanzen, die in der Impfung enthalten und nicht gut für den Körper sind, besser verarbeitet werden. Es wäre super, wenn es mehr Einzelimpfstoffe geben würde und nicht nur alles in Kombi. Impfen ist aber bei weitem nicht nur schlecht. Man sollte den für sich richtigen Weg finden. Und oft ist es ein Mittelweg. Zur Information hilft die Broschüre des Konsumentenschutzes sehr gut. Das sind 10 sehr gut investierte Franken.

Was kann man mit der TCM-Ernährung erreichen bei Allergien?
Auch ein grosses Thema. Und auch für mich schwierig, den Durchblick zu behalten, was sinnvoll ist und was nicht. Es kommt sehr auf das Bild an, also ob jemand mit dem geboren ist oder ob er es bekommen hat. Da muss man aber wirklich eine gute Anamnese und diagnostische Tests in Betracht ziehen.

 

Es ist es überhaupt kein Problem, Gluten zu essen, wenn man nicht intolerant ist. Man wird vom Verzicht weder schlanker, noch schöner.

 

Haben denn die Allergien wirklich zugenommen?
Früher hat man vieles einfach nicht gewusst. Zudem haben sich die Lebensmittel stark verändert. Zum Glück kann der Körper auch viel Schlechtes wegstecken und sich selbst heilen, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Leider ist es so, das Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselstörungen immer mehr zunehmen, und dies nicht nur mit allergischen Reaktionen. Da ist die Pallette der Symptome sehr vielfältig und die Therapie kann länger dauern.
Allergien an sich sind in aller Munde. Es hat also sicher zugenommen, dass man darüber spricht. Und es kommen ständig neue Produkte im Zusammenhang mit Allergien auf den Markt.

Wie meinst Du das?
Es haben gar nicht so viele Leute eine Glutenunverträglichkeit. Aber dank all der Produkte, die es heute in den grossen Supermärkten zu kaufen gibt, verzichten viele Leute auf Gluten. Weil sie das Gefühl haben, Gluten tue ihnen nicht gut. Dabei ist es überhaupt kein Problem, Gluten zu essen, wenn man nicht intolerant ist. Man wird vom Verzicht weder schlanker, noch schöner. Die Leute finden es attraktiv, einen glutenfreien Toast zu kaufen. Oder ihren Matchatee zu trinken, oder ihren Kurkuma Latte – und das tun sie dann exzessiv. Die Mischung und der gesunde Menschenverstand machen es aber aus. Und letzterer fehlt oft. Durch das Überangebot und das Extreme essen wir ebenfalls falsch. Man kann zu jederzeit alles haben – das ist einfach nicht gesund.

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Willst Du da mit Deiner Webseite Botanical Treat den Leuten auch Hand bieten?
Ja. Botanical Treat solle eine Plattform sein, die die Leute inspiriert. Und es soll auch ein gewisse Informationsplattform sein, um zu zeigen, dass Nahrungsmittel auch als Medizin funktionieren können. Das finde ich ein sehr schöner Ansatz. Nahrungsmittel haben also nicht nur Inhaltsstoffe, sondern machen etwas mit uns. Sie kühlen oder wärmen, sie nähren das Yin oder das Qi, sie helfen Blut aufzubauen. Botanical Treat soll auch eine Art Lexikon werden.

Was sind denn Deine beruflichen Ziele?
Der Plan oder das Ziel ist es klar, einmal eine ganz eigene Praxis zu haben. Aber ich glaube, ich muss noch ein wenig Erfahrungen sammeln, um mir sicher zu sein, was ich genau will. Im Moment bin ich voll zufrieden im Thema Schwangerschaft und Kinderernährung. Aber was passiert, wenn die Kinder gross sind? Mag ich das dann immer noch? Zudem würde ich sehr gerne Kochkurse geben. Denn da gibt es einen grossen Bedarf. Weil Leute einfach nicht mehr kochen können. Oder nicht mehr viel über Nahrungsmittel wissen. Das man zum Beispiel Brot am besten selbst machen sollte und zwar mit selbst gemahlenem Mehl – das haben viele noch nie gehört.

Wir reihen uns ein. Erzähl!
Vollkorngetreide, das gemahlen ist, wird relativ schnell ranzig. Und diese ranzigen Partikel, führen uns Schaden zu. Das heisst jedes Vollkornbrot aus dem Laden, welches nicht aus Mehl gemacht worden ist, welches innert 24 Stunden verarbeitet worden ist, ist relativ schlecht. Ich empfehle deswegen oft, gar kein Brot mehr zu essen. Aber auch da ist es eine Frage des Masses: ich habe nicht jeden Tag Zeit, mein Getreide zu mahlen und mein Brot zu backen.

 

Das gute an der TCM ist aber, dass sie präventiv wirkt. Leider funktioniert unser Gesundheitssystem nicht so, dass die Leute präventiv zum Arzt gehen. Die Leute kommen erst, wenn sie etwas haben.

 

Ok, mehr Tipps, bitte. 
Gekocht und warm essen. Zum Beispiel Suppen. Und auch ein warmes Frühstück wie Porridge ist super. Oder eben Marronis zum Zvieri. Zudem: keine kalten Getränke, also alles lauwarm bis heiss trinken. Denn zu viel Kälte von aussen, führt zu innerer Kälte. Bei Kindern kann man gut auch mal den Bauch oder Füsse anfassen, und schauen, ob diese Partien schön warm oder eben kalt sind.

Was wenn es einen im Winter kalt erwischt, man also krank wird?
Ich habe eine Kräuter-Notfall-Apotheke, die gut hilft. Ich scheue aber auch nicht davor, Medikamente zu verabreichen, wenn es sie braucht. Das gute an der TCM ist aber, dass sie präventiv wirkt. Leider funktioniert unser Gesundheitssystem nicht so, dass die Leute präventiv zum Arzt gehen. Die Leute kommen erst, wenn sie etwas haben. Früher war der TCM-Therapeut ein Begleiter. Das war ein Gelehrter, der an deiner Seite war und den du bezahlt has. Und zwar nur so lange du gesund warst. Wenn du krank warst, hatte er keinen Lohn und musste dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst. Ein schöner Ansatz – wir sollten zurück finden zu ihm.

Vielen herzlichen Dank an das Team von Tadah!

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